Als Professor für Pflanzenmodellieren an der Kunstgewerblichen Lehranstalt Berlin hatte Karl Blossfeldt zu Beginn des 20. Jahrhunderts fast täglich mit den Veränderungen echter Pflanzen durch Trocknung und Alterung zu kämpfen. Daher entschloss er sich, die damals noch relativ junge Fotografie zu nutzen und den Studierenden zum Modellieren Pflanzenaufnahmen statt echter Objekte zur Verfügung zu stellen.

Im Rahmen einer Schülerausstellung wurden auch einige seiner Fotografien gezeigt und dort entdeckte ihn der Berliner Galerist Karl Nierendorf. Mit einer Ausstellung und der darauf folgenden Veröffentlichung seiner ikonischen Bücher „Urformen der Kunst“ und „Wundergarten der Natur“ wurde er bekannt und – obwohl er sich selbst gar nicht als Künstler sah – schon bald den Künstlern der neuen Sachlichkeit zugeordnet.

Heute ist Karl Blossfeldt Vorbild und Inspirationsquelle für zahlreiche FotografInnen rund um die Welt.

Das Künstlerbuch „In vorzüglicher Hochachtung“ zeichnet Karl Blossfeldts Leben in kurzen Skizzen und Postkarten nach und beleuchtet die Frage, was jemanden zum Künstler macht.

Walter Benjamin schreibt über Karl Blossfeldt: „Man wird aber das Schweigen des Forschers ehren, der diese Bilder hier vorlegt. Vielleicht gehört sein Wissen zu jener Art, die den stumm macht, der es besitzt. Und hier ist wichtiger als das Wissen das Können. Wer diese Sammlung von Pflanzenphotos zustande
brachte, kann mehr als Brot essen. Er hat in jener großen Überprüfung des Wahrnehmungsinventars, die unser Weltbild noch unabsehbar verändern wird, das Seine geleistet.“ (W. Benjamin in „Neues von Blumen“)

Karl Blossfeldt an die Großeltern, 1881

Karl Blossfeld an den Vater, 1898

Moritz Meurer an Ernst Ewald, 1898

Karl Blossfeldt an die Eltern, 1900

Karl Blossfeldt an Ernst Ewald, 1904

Ernst Haeckel an Karl Blossfeld, 1910

Alexander Tatlin an Karl Blossfeldt, 1920

Gustav Hartlaub an Karl Nierendorf, 1923

Einladung zur Schülerausstellung an Karl Nierendorf, 1926

Karl Nierendorf an Karl Blossfeldt, 1926

Karl Nierendorf an Karl Blossfeldt, 1928

Ernst Wasmuth an Karl Blossfeldt, 1928

August Sander an Karl Blossfeldt, 1929

Albert Renger-Patzsch an Karl Blossfeldt, 1929

Georgia O’Keeffe an Alfred Stieglitz, 1929

Werner Lindner an Karl Blossfeldt, 1930

Imogen Cunningham an Ansel Adams, 1930

Robert Mapplethorpe an Patti Smith, 1976

Bernd und Hilla Becher an Karl Blossfeldt, 1981

Heike Seyffarth an Karl Blossfeldt, 2018

Lebenslauf von Karl Blossfeldt

1865 Schielo (Harz) – 1932 Berlin

1881 – 1884: Lehre als Bildhauer und Modelleur im Eisenhüttenwerk Mägdesprung
1886 – 1890: Studium an der Unterrichtsanstalt des Königlichen Kunstgewerbemuseums Berlin
1891: Reisestipendium für Italien, Griechenland und Nordafrika
1896: Beginn der Mitarbeit an der Königlichen Kunstschule
1899 – 1930: Unterricht im Fach „Modellieren nach lebenden Pflanzen“
1921: Professur
1926: Ausstellung der Kunstgewerbeklasse, Entdeckung durch Karl Nierendorf
1928: Buch „Urformen der Kunst“
1932: Buch „Wundergarten der Natur“
1977: Karl Blossfeldts Fotografien auf der documenta 6